Mit einer Amortisation investiert man ins eigene Haus
Die höheren Hypothekarzinsen machen Fremdfinanzierungen teurer, aber auch eine Amortisation von Hypotheken attraktiver.
Wir sind verheiratet, beide berufstätig, zwei erwachsene Kinder. Ich selbst airplane, mich per nächsten Frühling teilpensionieren zu lassen und mein PK-Kapital zu beziehen. Wir haben ein gutes Einkommen und ein recht grosses Vermögen, das zum grossen Teil an der Börse investiert ist. Im Portfolio haben wir ETFs plus Direktanlagen in Schweizer Dividendenperlen. Wir wohnen in einem Einfamilienhaus. Finanziert ist es mit Eigenmitteln und einer Saron-Hypothek über 530’000 Franken. Wir haben circa 600’000 Franken freie Mittel und machen uns Gedanken, wie wir diese investieren. Wir überlegen uns, die Hypothek komplett zu amortisieren. Mit der Financial institution haben wir dies besprochen, und nicht unerwartet rät uns die Financial institution, die Hypothek weiterzuführen und das Kapital an der Börse zu investieren. Was würden Sie uns empfehlen? U.L.
Wenn Sie die 600’000 Franken, die Sie als liquide Mittel halten, investieren würden, hätten Sie die Likelihood, das Geld zu vermehren und im positiven Fall von einer attraktiven Rendite zu profitieren, wie Sie es dank Ihres Investments in Schweizer Dividendenperlen kennen. So wären Sie auch in der Lage, die Inflation zu schlagen, was mit liquiden Mitteln auf dem Konto nicht möglich ist. Hier nagt die Teuerung am Wert Ihres Geldes.
Wenn Sie das Kapital ebenfalls in Dividendenperlen investieren, müssen Sie sich allerdings bewusst sein, dass Sie die so erwirtschafteten Dividenden ebenso wie allfällige Zinseinnahmen als Einkommen versteuern müssten. Immerhin könnten Sie aber die Kosten für die Hypothek in der Steuererklärung wieder in Abzug bringen.
Für die Aufrechterhaltung der Hypothek könnte auch noch sprechen, dass die Inflation nicht nur am Wert Ihres Geldes nagt, sondern auch an den Schulden: Diese werden durch die Inflation ebenfalls stetig etwas geringer gemessen an der Kaufkraft. Nominell bleibt die Schuld natürlich gleich.
Die Inflation ist höher als die Rendite
Wenn Sie die Hypothek behalten und die 600’000 Franken investieren, tragen Sie allerdings ein mehr oder weniger hohes Anlagerisiko, wie Sie es aufgrund Ihres Portfolios bereits kennen. Immerhin könnten Sie das Geld konservativ anlegen – zum Beispiel in Franken-Anleihen von sehr sicheren Schuldnern wie der Eidgenossenschaft investieren oder in Obligationen von anderen Topschuldnern.
Das Drawback dabei ist aber, dass Sie damit die Inflation nicht schlagen können, da diese höher ist als die Rendite, welche Sie mit sehr sicheren Franken-Anlagen erreichen können. Zudem sollten Sie immer nur die Rendite nach Gebühren anschauen. Dann sehen Sie schnell, dass Sie die Inflation wahrscheinlich nur mit Aktienanlagen schlagen werden, was allerdings starke Kursschwankungen und ein erhöhtes Anlagerisiko mit sich bringt.
Sie müssen somit abwägen, was Sie stärker gewichten möchten: Ihre Anlagechancen oder Ihre Kapitalsicherheit. In Ihrer State of affairs würde ich wohl die Hypothek vollständig amortisieren. Nachdem die Zinsen bereits stark gestiegen sind und die Fremdfinanzierung von Wohneigentum teurer geworden ist, halte ich es auch renditemässig für kein schlechtes Geschäft, die Hypothek zurückzuzahlen. Denn damit sparen Sie sich die Hypozinsen, welche Sie der Financial institution abliefern.
Genügend Reserven auf der Seite haben
Faktisch ist der eingesparte Hypozins professional Jahr die theoretische Rendite, welche Sie auf dem amortisierten Betrag erzielen. Klar, müssten Sie noch den Steuerspareffekt durch den Zinsabzug bei einer Fortführung der Hypothek miteinbeziehen – ebenso aber den Steuereffekt auf der Rendite des Geldes etwa in Kind von Dividenden und Zinsen.
Unter dem Strich gehe ich davon aus, dass Sie unter Einbezug der Risiken mit einer vollständigen Amortisation besser fahren, als wenn Sie die Hypothek behalten und das Kapital investieren, zumal Sie bereits ein Portfolio besitzen und durch den angedachten Teilkapitalbezug im Zuge der Teilpensionierung weiteres Geld ausbezahlt bekommen, welches Sie auch sinnvoll anlegen sollten.
Bevor Sie sich für eine Amortisation entscheiden, sollten Sie aber nochmals genau ausrechnen, wie viel Geld Ihnen und Ihrer Frau nach Ihrer Teilpensionierung zur Finanzierung Ihres Lebensstandards zur Verfügung steht. Auch sollte man immer genügend Reserven für die Bestreitung von unerwarteten Kosten auf der Seite haben. Bei Ihnen sollte dies gegeben sein.
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