
Die Ehrenamtlichen der Initiative »Ok(l)eine Kunst« erzählen von ihren Plänen für Heuchelheim. Am Samstag, 23. September, beginnt ihre bislang ambitionierteste Veranstaltung.
Heuchelheim . Mit kulturellen Angeboten das »Dorfleben« attraktiver gestalten und »soziale Räume der Begegnung« für Bürger schaffen: Diese zwei Ziele stehen ganz oben bei den Personen, die sich zur Heuchelheimer Kulturinitiative »Ok(l)eine Kunst« zusammengeschlossen haben. »Es gibt bei uns Sportvereine und Gesangvereine, aber im kulturellen Bereich nicht so viel«, sagen Marita Waechter und Achim Schwarz-Tuchscherer, zwei von neun Ehrenamtlichen, im Gespräch mit dem Anzeiger zu den Beweggründen, die Initiative ins Leben zu rufen.
Am kommenden Samstag, 23. September, um 18 Uhr findet die Vernissage zu ihrer bislang ambitioniertesten Veranstaltung statt: zur Ausstellung »Heuchelheimer Kunst in Szene«. Ort ist das Gebäude E (Untergeschoss) auf dem Rinn & Cloos-Gelände (Ludwig-Rinn-Straße 8).
Heimische Talente
Wo früher über Jahrzehnte die Industrie das Sagen hatte und unter anderem einer der größten Tabakwarenhersteller Deutschlands beheimatet battle, bereiten derzeit die Organisatoren und acht Künstler alles vor. Bei Letzteren handelt es sich allesamt um Heuchelheimer Einwohner. Denn mit der Ausstellung soll gezeigt werden, welches enorme künstlerische Expertise hier zuhause ist und teils noch im Verborgenen schlummert und darauf wartet, von der Öffentlichkeit entdeckt zu werden.
Entsprechend breit gestreut ist das Spektrum der Exponate, das auf die Besucher wartet: Das reicht von Gemälden und Skulpturen über Keramiken und Fotografien bis hin zu Collagen und Filzarbeiten. Zu den Ausstellenden gehören auch Waechter und Schwarz-Tuchscherer, beides ehemalige Kunstlehrer. Jetzt, wo sie in Pension seien, hätten sie ausreichend Zeit, sich stärker in diesem Bereich zu engagieren um Heuchelheim in Sachen Kultur zu »beleben«, erzählen sie. Das »Gefühl«, hier mehr für ihren Heimatort tun zu müssen, hatte sie schon länger umgetrieben.
Mitstreiter waren schnell gefunden. Allen voran beim »ersten Outing im Dorf«, wie sie es beschreiben: Gleich über 60 Besucher hatten sich zur allerersten kleinen, musikalisch untermalten Gemäldeausstellung eingefunden, die im Rahmen der Heuchelheimer »Adventsfenster« in Kooperation mit der evangelischen Martinsgemeinde Heuchelheim-Kinzenbach ausgerichtet worden battle. Seitdem hat sich ein Kreis von neun Aktiven herauskristallisiert, von denen jeder eigene künstlerische Fähigkeiten einbringt, sei es nun das Spielen eines Devices oder die Liebe zum Malen, Theaterspielen, Fotografieren, Schreiben oder Töpfern. Bei der Veranstaltungsorganisation haben sie die Themenbereiche unter sich aufgeteilt, wobei Waechter und Schwarz-Tuchscherer für die jetzige verantwortlich zeichnen.
Ungewöhnliche Orte
Gesucht als Veranstaltungsorte werden vor allem »ungewöhnliche Orte«, wie nun die frühere Fabrikhalle. Die wurde vom Entwickler des Geländes, dem Gießener Bauunternehmen Faber & Schnepp, kostenfrei zur Verfügung gestellt, wofür sich die Organisatoren herzlich bedanken. Bislang haben die Ehrenamtlichen alles selbst finanziert. Eine Vereinsgründung ist derzeit nicht angedacht. In Zukunft könnte es aber doch dazu kommen, weil somit bessere Chancen auf öffentliche Fördermittel bestehen würden.
Die Angebote und Aktivitäten sollen keineswegs auf Heuchelheim und seine derzeit knapp 8000 Einwohner beschränkt bleiben. So möchte man »auch Kulturschaffende benachbarter Gemeinden ansprechen und zu Veranstaltungen einladen«, schildern die beiden. Dasselbe gilt für interessierte Bürger von Umkreisgemeinden, die auch als Besucher willkommen sind.
Kunstausstellungen sollen nur ein Teil der Aktivitäten der Kulturinitiative sein. Die anderen Hauptstandbeine sind Musik, Theater und Bildende Kunst. Zu letzteren beiden Punkten sind die nächsten Veranstaltungen bereits fest eingeplant: Am 3. November findet eine szenische Lesung der »Theater Women« mit Werken der Dichterin Mascha Kaléko (1907-1975) statt. Nur eine Woche später, am 10. November, lädt die Initiative zusammen mit der Martinsgemeinde zu einer Veranstaltung im Gedenken an die Novemberpogrome 1938 ein. An der Gestaltung sind hier auch Schüler beteiligt.
Die Ausstellung »Heuchelheimer Kunst in Szene«, die zum Auftakt und Ende musikalisch umrahmt wird, ist noch bis zum 7. Oktober zu sehen. Es gelten ab 24. September folgende Öffnungszeiten: mittwochs und freitags von 18 bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags 15 bis 18 Uhr. Zum Abschluss gibt es am 7. Oktober um 17 Uhr eine Finissage.