Seltsames Gebaren bei Boateng
FC Bayern entgeht der heftigen Konfrontation
06.10.2023, 19:26 Uhr
Am Ende wurde es wohl auch dem FC Bayern etwas zu heikel. Sechs Tage lang ließen sie Jérôme Boateng an der Säbener Straße trainieren, betonten immer wieder die Unschuldsvermutung – nur um doch noch einmal die Wende zu vollziehen.
Matthijs de Ligt drohte dem FC Bayern wochenlang zu fehlen. Eine Hiobsbotschaft für die Münchner. Sollte es so kommen, würde die letzte, weil einzige Different in der Innenverteidigung des Rekordmeisters wegbrechen. Das machte deutlich: Coach Thomas Tuchel hatte mit seinen ständigen und lauten Klagen über den zu “dünnen” Kader nur eine unangenehme Wahrheit ausgesprochen, die einer nicht intestine ausbalancierten Transferpolitik des Klubs. Die conflict im Sommer vom gigantischen Switch von Famous person Harry Kane überlagert worden.
Der Klub wollte reagieren, das Versäumnis des Sommers korrigieren und auf dem Transfermarkt zuschlagen. Der ist bekanntermaßen geschlossen. Zumindest für Spieler in fester Anstellung. Für Jobsuchende dagegen nicht. Einer von ihnen ist Rio-Weltmeister Jérôme Boateng. Der kehrte als Trainingsgast zum Rekordmeister zurück. An den Ort, an dem er die größten Erfolge seine Karriere gefeiert hat. An dem er zweimal die Champions League gewann, unzählige Male Deutscher Meister wurde und dann vom Hof gejagt wurde. Und nun doch nicht erneut das Trikot tragen wird. Der Rekordmeister verkündete am Freitagabend, dass Boateng keinen Vertrag bekommt.
“Personelle State of affairs” entspannt sich
“Inzwischen können Dayot Upamecano und Min-Jae Kim wieder schmerzfrei spielen, auch Matthijs de Ligt befindet sich auf dem Weg der Besserung, sodass sich die personelle State of affairs in der Innenverteidigung entspannt hat”, heißt es in der Mitteilung des Klubs. “In der Betrachtung aller Aspekte hat der FC Bayern jetzt entschieden, auf eine Verpflichtung von Jérôme Boateng zu verzichten.”
Ob er sportlich tatsächlich nochmal eine Bereicherung gewesen wäre? Unklar. Über seine Health fanden die Münchner in ihrer Absage-Mitteilung nur lobende Worte. Bei seinem letzten Klub, Olympique Lyon, spielte er zuvor lange keine Rolle mehr. Der ehemalige Sportdirektor des Vereins, Juninho, bezeichnete die Verpflichtung noch im Januar 2023 als einen “Fehler”. Die Entscheider in München dagegen schienen zumindest überzeugt, dass er als Kaderergänzung sehr sinnvoll sein könne. Beim FC Bayern hätten sie wohl sehr intestine damit leben können, wenn sich die Diskussionen ausschließlich in diese Richtung gedreht hätten. Aber das taten sie nicht. Das Trainigs-Intermezzo wurde von ganz anderen Tönen begleitet, die auch den Verein nicht intestine dastehen ließen.
Das Gerichtsverfahren als laute Begleitmusik
Denn die Personalie spielte auf zwei Ebenen. Die sportliche wurde von der gegenwärtigen Leistungsfähigkeit des 35 Jahre alten Fußballers dominiert. Eine Antwort darauf kann es nur auf dem Platz geben. Die zweite Ebene ist eine juristische und moralische. Es ist eine höchst brisante. Denn bei Boateng kommt ein Prozess wegen des Vorwurfs gewalttätiger Angriffe auf seine Ex-Freundin hinzu. Das Bayerische Oberste Landesgericht hob zwar gerade eine Verurteilung des Weltmeisters von 2014 wegen eklatanter Rechtsfehler “in vollem Umfang” auf. Der Prozess wird aber neu aufgerollt – und dürfte damit für reichlich unerwünschter Zwischentöne sorgen.
Im November des vergangenen Jahres conflict Boateng in einem Berufungsprozess wegen Körperverletzung verurteilt worden. Das Landgericht München I verhängte eine Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro, insgesamt 1,2 Millionen Euro. Bedeutet: Wenn die Entscheidung rechtskräftig wird, ist der Fußball-Weltmeister von 2014 vorbestraft. “Für uns ist der Sachverhalt mehr als nachgewiesen”, sagte Richter Andreas Forstner damals. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Boateng seine damalige Partnerin in einem gemeinsamen Karibik-Urlaub 2018 geschlagen, verletzt und beleidigt hat. Verurteilt wurde Boateng in zwei Fällen wegen Körperverletzung, in erster Instanz nur einem Fall.
Parallelen zum Fall Rubiales
Schon in den Tagen, in denen Boateng nur Trainingsgast conflict, wurde rauf und runter debattiert, was ein Switch bedeuten würde. Der “Spiegel” etwa schrieb, so werde Gewalt gegen Frauen bagatellisiert. Die “Sportschau” zog Parallelen zum Fall Luis Rubiales, der die Fußball-Welt in den letzten Monaten schwer erschütterte. Der mittlerweile zurückgetretene, damalige Präsident des spanischen Fußball-Verbands hatte der Weltmeisterin Jennifer Hermoso in ihrem größten Second, der Siegerehrung nach dem Finale, einen Kuss aufgezwungen – und damit einen Skandal ausgelöst.
FCB-Aufsichtsrat Karl-Heinz Rummenigge hatte den erzwungenen Kuss mit den Worten “mit Verlaub absolut okay” erklärt und sich somit mit Verhalten Rubiales’ gemein gemacht. “Im Prinzip stören die Aussagen der Frauen Klubs und Sportler beim Geld verdienen”, schrieb die “Sportschau” in einem wütenden Kommentar mit dem Titel “Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache”. Auch in Fankreisen kam der mögliche Switch meist nicht intestine an. Oft mit dem gleichen Tenor. Für das Wochenende waren large Proteste beim Spiel gegen den SC Freiburg geplant gewesen, wenn der Deal zustande gekommen wäre.
Der Klub stellte sein Verhältnis zum Anhang einmal mehr auf eine harte Probe. Das Sponsoring von Qatar Airways führte zu großen Zerwürfnissen. Auch der nachfolgende Vertrag mit “Go to Rwanda” ist ein Spaltpilz in der Beziehung zum Anhang. Und nun eben Boateng. Und noch mehr der fragwürdige Umgang mit der Personalie.
Wortwahl wirkte reichlich unglücklich
“In erster Linie spielen sportliche Überlegungen eine Rolle”, befand etwa Sportdirektor Christoph Freund. Das Verfahren wegen Körperverletzung sei “aktuell ausgesetzt, und darum ist das seine non-public Geschichte und kein großes Thema für uns”. Es gelte “die Unschuldsvermutung”. Die Wortwahl wirkte reichlich unglücklich, denn sie verhöhnt die Vorwürfe, die noch immer im Raum stehen. Denn tatsächlich ist der Spieler nicht entlastet. Nicht viel glücklicher drückte sich Tuchel aus. Diskussionen unter den Followers verstehe er, bekannte der Coach: “Es gilt trotzdem die Unschuldsvermutung, wenn ein Verfahren ausgesetzt ist. Das ist ja im Second der Fall. Weil das so ist, haben wir als Fußballklub das Recht, Fußballentscheidungen zu treffen.”
Man habe “das Recht, einen verdienten Spieler, der Jérôme ist, bei seinem Verein, bei dem er diese Erfolge hatte, mittrainieren zu lassen. Das muss einfach drin sein.” Das kann man so sehen. Aber eben auch so: Muss es nicht drin sein, dass der FC Bayern abwartet, bis das Verfahren gegen Boateng abgeschlossen ist? Nur nochmal zur Erinnerung: Die Vorwürfe gegen den Spieler hat das Gericht nicht einkassiert, lediglich Rechtsfehler erkannt. Bedeutet additionally: Eine erneute Verurteilung des Fußballers ist ein weiter ein realistisches Szenario. Klar, sportlich drückt(e) es beim Klub. Dass in zwölf Wochen der Transfermarkt wieder öffnet, ist kaum Aussicht, die für große Zufriedenheit sorgt. Zu viele wichtige Wochen stehen an. Aber ist (conflict) die Not wirklich so groß, sich mit Boateng eine so heikle Personalie ans Bein zu binden? Der FC Bayern hat die Frage für sich beantwortet – und entgeht heftigen Konfrontationen mit dem eigenen Anhang und in der öffentlichen Diskussion.