Seit Ende Oktober sehen wir sowohl an den Aktienmärkten in den USA als auch in Europa eine Wahnsinns-Rallye. Dabei haben die Indizes wie beispielsweise der S&P 500 im November rekordverdächtige Kursanstiege verzeichnet. Infolgedessen ist die Rallye sehr heiß gelaufen und die Marktlage stark überkauft. In Erwartung einer baldigen Zinswende der Fed und gleich mehreren Zinssenkungen im kommenden Jahr kennen die Aktienmärkte nur noch eine Richtung: aufwärts.
Durch den starken Rückgang der Anleiherenditen und dem imposanten Anstieg an den US-Börsen haben sich die Finanzkonditionen stark gelockert. Das dürfte der Fed gar nicht gefallen, da der Markt damit einen Teil der Zinserhöhungen zunichtemacht. Zudem erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für eine Wiederbelebung der Inflation. Aus diesem Grund sagt ein Stratege von Goldman Sachs: Anleger sollten den S&P 500 „in jedem Szenario“ verkaufen, ungeachtet, was die Fed heute Abend macht oder sagt.
S&P 500: Rallye verkaufen
Wenn sich die Fed heute entschlossen gegen die Wetten auf fallende Zinsen stemmt, könnte sie der unaufhaltsamen Aktien-Rallye seit Ende Oktober damit einen Schlag verpassen, so Bloomberg.
Die Aktienmärkte in Europa und den USA sehen in jeder Hinsicht überdehnt aus: Ob Kaufpanik, Momentum oder technische Indikatoren – alles ist am Anschlag. Es gibt daher sehr viel Raum für Enttäuschungen, wenn der Fed-Vorsitzende Jerome Powell heute Abend nach dem Zinsentscheid vor die Mikrofone tritt. Da der S&P 500 nur 3 % von seinem Rekordhoch entfernt ist und der Euro Stoxx 50 Index in der Nähe seines höchsten Stands seit 2001 liegt, stand vor einer Fed-Sitzung seit der Zinspause im Juli nicht mehr so viel auf dem Spiel. Es ist eine Menge Sprengstoff vorhanden, obwohl jeder weiß, dass die Fed eine erneute Zinspause einlegen wird.
Die schnelle Umstellung von Brief- auf Lengthy-Positionen bei CTAs (commodity buying and selling advisers), die in der Regel auf das Marktmomentum setzen, struggle ein wichtiger Faktor für die 4,6 Billionen Greenback schwere Rallye an den Aktienmärkten seit dem 27. Oktober. Durch diese Umschichtung sitzen die CTAs nun auf 106 Mrd. Greenback an Lengthy-Wetten, was sie laut Goldman Sachs eher zum Verkauf als zum Kauf neigen lässt.
„Wir gehen davon aus, dass die CTAs so modelliert sind, dass sie den S&P 500 in der nächsten Woche in jedem Szenario verkaufen werden“, schrieb Cullen Morgan, Derivat- und Stream-Spezialist bei Goldman, in einer Mitteilung an die Kunden. Dies folgt auf eine Warnung seiner Kollegen von letzter Woche, dass ein gefährlich hoher Optimismus bei Aktien bedeutet, dass es „keine Bären mehr gibt“.
Aktienmärkte: Noch ist alles grün
Die Development- und Momentum-Indikatoren für Europa und die USA stehen nach wie vor im grünen Bereich, während nur die asiatischen Märkte einige Anzeichen einer Abschwächung aufweisen. Darüber hinaus zeigen neun der 11 Benchmarks mit der besten Efficiency laut Bloomberg-Daten relative Stärke-Indikatoren im überkauften Bereich an.

Unabhängig davon, wie sich die Märkte kurzfristig entwickeln, sollen die CTAs laut Goldman in der nächsten Woche S&P 500-Futures verkaufen.
Cullen Morgan zufolge werden die CTAs bei einer Aufwärtsbewegung der Aktienmärkte Aktien im Wert von 20 Milliarden Greenback kaufen, aber S&P 500-Futures im Wert von 1,3 Milliarden Greenback verkaufen. In einem Abwärtsszenario müssten sie Aktien im Wert von 5 Milliarden Greenback und S&P 500-Futures im Wert von 1,9 Milliarden Greenback verkaufen. Selbst bei einem stagnierenden Markt müssten CTAs Aktien im Wert von 18 Mrd. USD kaufen, während sie S&P 500-Futures im Wert von 436 Mio. USD verkaufen müssten.

Ein möglicher Rückgang der Aktienmärkte könnte von anderen technischen Händlern noch beschleunigt werden, da der S&P 500 Index gerade erst über sein Juli-Hoch gestiegen ist und ein Fehlausbruch über diese Marke, als Sign für die erste kurzfristige Korrektur seit dem Beginn der Rallye Ende Oktober angesehen werden könnte.
Die Gemengelage kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Fed-Mitglieder das Gefühl haben könnten, dass sie die Märkte zügeln müssen, da die Wetten auf eine Lockerung der Geldpolitik und Zinssenkungen immer höhere Erwartungen wecken.
FMW/Bloomberg